CH.FILM

Landesverräter Frankreich, Deutschland, Schweiz 2024 – 117min.

Filmkritik

Eher ärgerlich, denn bewegend

Sarah Stutte
Filmkritik: Sarah Stutte

Ein junger Mann wird in der Schweiz vom Militär erschossen. Er soll für die Nazis spioniert haben. Michael Krummenachers «Landesverräter» rekonstruiert einen wahren Fall. Sein Drama schwankt jedoch im Stil sowie in der Figurenzeichnung und lässt Sensibilität vermissen.

Im November 1942 wird in einem Waldstück bei Oberuzwil der 23-jährige Schweizer Soldat Ernst Schrämli (Dimitri Krebs) erschossen. Sein Vergehen: Während des Zweiten Weltkriegs lernt er in St. Gallen den deutschen Nazi-Spion August Schmid (Fabian Hinrichs) kennen. Dieser lässt den mittellosen jungen Mann, der von einer Karriere als Sänger träumt, für Geld und ein deutsches Visum erst Skizzen von Artillerie-Stellungen anfertigen und dann Waffen aus einem Munitionsdepot stehlen. Der naive Ernst wird daraufhin verhaftet und wegen Landesverrats zum Tode verurteilt.

Der St. Galler Bauernsohn Ernst Schrämli war der erste von 17 Landesverrätern, die zwischen 1942 und 1945 hingerichtet wurden. Schon 1976 nahmen sich Richard Dindo und Niklaus Meienberg in «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» dessen Schicksal an. Die Dokumentation schlug hohe Wellen – wegen der unverhohlenen Kritik an der Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg und der offenen Anklage darüber, dass Ernst Schrämli das leichte Opfer einer Justiz wurde, die zwischen Arm und Reich unterschied – wurden doch an Grossindustriellen, die Nazi-Deutschland unterstützten, keine solchen Exempel statuiert.

Regisseur Michael Krummenacher hat nun versucht, dieses Einzelschicksal als Spielfilm zu verarbeiten. Das ist gut gemeint, aber sehr prätentiös geraten. Hauptdarsteller Dimitri Krebs gibt sein Bestes, doch seine Charakterisierung schwankt zwischen Gutgläubigkeit und Berechnung hin und her, so dass sich das Publikum nicht wirklich mit ihm verbinden kann. Die Gesangseinlagen wirken befremdend, die Love-Story mit Luna Wedler endet in einer beschönigenden Vergewaltigung und dem Nazi-Spion werden homosexuelle Neigungen angedichtet. Dabei schwingen Untertöne mit, die ebenfalls kritisch hätten hinterfragt werden müssen – dann lieber nochmals die Doku schauen.

21.10.2024

2.5

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Kommentare

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nicolesp

vor 24 Tagen

Der Film hat mich berührt... die Darlegung von menschlichen Schicksalsgeschichten mit Gewalt und Not, Verstossung und Bindungslosigkeit und ihren Auswirkungen auf das eigene Leben.
Das nachfolgende prägende Verlangen nach Liebe und Anerkennung und das, was wir dafür zu zahlen bereit sind... Verstrickt mit Krieg und Angst... Ich hoffe, er rüttelt auf, dass wir auch heute noch mehr auf Liebe und Verbindung bauen müssen als auf Stolz, Stärke und Distanz!!
Die Schauspieler haben das gut gemacht und beso gut Dimitri Krebs!Mehr anzeigen


Chantal87

vor 26 Tagen

In jeglicher Hinsicht hervorragend! Ausstattung, Hauptdarsteller, Kamera, Existenzialität, Menschlichkeit. Tragisch-düstere, beklemmende Story auf behutsame Weise sehr unterhaltsam umgesetzt. Das muss man erst mal schaffen. Kritik an der damaligen schweizerischen Elite, ohne mühsam belehrend zu sein. Zweitweltkrieg-Filme mit (Schweizer)Uniformen, Original-Drehorten und "authentischen" Strassenszenen wirken oft peinlich - "Landesverräter" nicht. Zudem schafft es dieser Film, zusätzlich unerwarteterweise mit einem Musical-Touch zu glänzen. Etwas, was eigentlich nicht funktionieren kann, aber erstaunlich gut gelingt, und diesem Film eine eigene, mich faszinierende Facette verleiht.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 26 Tagen


Patrick

vor 29 Tagen

Die Ausstattung sowie die Kostümen ist/sind Famos.Die Hauptdarsteller Dimitri Krebs ( seine erste Rolle) & Fabian Hinrichs alias Ernst und August spielen die Rollen einfach grandios der Rest der Darsteller hat mich leider nicht vollständig überzeugt so wie die 2 Hauptdarsteller es eben gespielt haben.Die Story ist etwas steif und bürokratisch umsetzt und das alle am Schluss und den ganzen Film hindurch Singen sprich Summen ist etwas nervig und unnötig. Aber dennoch ist es eine interessante Geschichte über die Schweiz im 2 .ten Weltkrieg mit einer Kritik an die Schweiz. Dafür gibts von Mir 3.1/2 Sterne von 5.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 29 Tagen


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