Divertimento Frankreich 2023 – 114min.

Filmkritik

Die Führung übernehmen

Filmkritik: Fanny Agostino

Marie-Castille Mention-Schaar erzählt die wahre Geschichte von Zahia Ziouani. In den 90er Jahren kämpft die Musikerin aus Seine-Saint-Denis gegen alle Widrigkeiten, um ihren Traum zu verwirklichen: Sie will Dirigentin werden. Eine Karriere, die überwiegend für Männer vorgesehen ist.

Mit nur 17 Jahren besuchen Zahia (Oulaya Aamra) und ihre jüngere Schwester (Lina El Arabi), eine Cellistin, das renommierte Lycée Racine. Die Schule im 8. Bezirk der französischen Hauptstadt ist für künstlerisch begabte Jugendliche. Die Ziouani-Schwestern sind wahre Virtuosinnen der klassischen Musik. Sie gewinnen einen Wettbewerb nach dem anderen, leben und atmen die klassische Musik. Aber wie steht es mit der Leidenschaft im Angesicht gesellschaftlicher Zwänge? Zahia muss gegen verschlossene Türen kämpfen: Ihre Eltern sind keine Musiker, sondern Einwanderer, die am Stadtrand leben. Vor allem aber ist die Aufgabe, ein Orchester zu dirigieren, Männern vorbehalten.

Mention-Schaar setzt ihre Erforschung des weiblichen Determinismus somit fort. Diesmal durch das Mittel der Versöhnung. Nach der Rekrutierung von Frauen für den Dschihad («Le ciel attendra», 2015) und dem Thema Mutterschaft («La fête des mères», 2018) ist es das Einzelschicksal einer aussergewöhnlichen Frau, das den Stoff für die Erzählung liefert.

Inspiriert durch den unkonventionellen Lebensweg der echten Zahia Ziouani entwickelt die Regisseurin eine Erzählung einer Ausbildung, die von Fahrten mit der Bahn und Proben bis in die frühen Morgenstunden geprägt ist. Zahia hat viele Projekte, darunter das aussergewöhnliche Projekt, ein Orchester zu gründen, das aus Musikern mit unterschiedlichem Hintergrund besteht. Ihre Begegnung mit dem cholerischen und kompromisslosen Dirigenten Sergiu Celibidache (Niels Arestrup) gilt als einer der Dreh- und Angelpunkte ihrer Karriere. Obwohl er sich dagegen sträubt, eine Frau zu coachen, erkennt er in Zahia Energie und ein echtes Potenzial.

Auch wenn der Film mitunter an flachen Dialogen leidet und manchmal zu einseitig in der Abgrenzung zwischen der Vorstadt und Paris ist, enthüllt er dennoch die Schattenseite der konservativen und geschlossenen Welt der klassischen Musik. Bedauerlich ist jedoch die triefende Sentimentalität in einigen Szenen. Die Gespräche zwischen Sergiu Celibidache und Zahia Ziouani inszenieren schliesslich eine Debatte über die Rolle des Dirigenten, die Bedeutung von Erfahrungen und die Nachteile der Jugend. Schade, dass diese verschlossen und etwas patriarchalisch bleibt.

26.06.2023

3

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Kommentare

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güx

vor einem Jahr

Ein unglaublich starker Film, der von den beiden sensationellen Hauptdarstellerinnen getragen wird.

Er ist nachdenklich, lustig, emotional - und mich hat er tief im Innern berührt.
Auf eindrückliche Weise wird dargestellt, was Musik bewegen kann und wie kraftvoll sie ist.

Für mich einer der besten Filme seit über 10 Jahren. Ein Meisterwerk.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor einem Jahr

Filmenthusiast

vor einem Jahr

Dann freu ich mich darauf


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