Burning Days Kroatien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Niederlande, Türkei 2022 – 129min.

Filmkritik

Ein Mann der Integrität

Filmkritik: Teresa Vena

Emre tritt als Aussenseiter in eine verschworene Dorfgemeinschaft und wird in einen Strudel aus Korruption, kriminellen Machenschaften und Diskriminierung hineingezogen. In seinem Drama erzählt der türkische Regisseur Emin Alper über die Hauptfigur des Staatsanwalts eine spannende Geschichte mit gesellschaftskritischem Hintergrund.

Emre (Selahattin Pasali) ist ein junger Staatsanwalt, der aus der Stadt aufs Land versetzt wird. Sein Ehrgeiz ist gross. Deswegen hat er auch vor, sich von den Seilschaften vor Ort nicht beeindrucken zu lassen. Er will für Ordnung sorgen. Dabei hat er vor unbestechlich zu bleiben und geht gleich nach seiner Ankunft gegen einige der als Traditionen abgetane Unsitten vor. Als Autoritätsperson nehmen die Dorfbewohner den eher schmächtigen Mann allerdings nicht an. Während einer Feier machen sie ihn betrunken und am nächsten Morgen wird bekannt, dass eine junge Frau, die bei der Feier anwesend war, brutal vergewaltigt wurde. Emre kann sich nicht genau an den Ablauf des Abends erinnern, muss aber trotzdem im Fall ermitteln – immer mit der Angst im Nacken, dass er selbst unschön beteiligt sein könnte.

Die karge, wüstenartige Landschaft fängt der Film majestätisch ein, sie wird schon fast zur eigene Protagonistin der Geschichte. Den Wassermangel, an dem der Ort leidet, glaubt man in fast jeder Szene nachspüren zu können. Man sieht, wie es den Menschen heiss ist, sie sich aber nicht baden können. Emre fährt recht weit in die Wüste hinein, um sich in einem der Sees dort erfrischen zu können. Die Dynamik zwischen den Männern im Film ist beklemmend. Von Anfang an ist die Situation angespannt und wirkt bedrohlich. Für die Verkörperung seiner Figuren hat der Regisseur wahrlich Charaktergesichter gefunden, die einem nicht mehr so leicht aus dem Kopf gehen – und das Potential haben einen in den Träumen zu verfolgen, genauso wie sie es mit dem Protagonisten tun.

«Burning Days» des türkischen Regisseurs Emin Alper ist Kriminalgeschichte und Gesellschaftskritik zugleich. Für eine präzisere Aussage hätte dem Film eine straffere Inszenierung gut getan. Mit künstlerisch anspruchsvollen Bildern evoziert er aber eine unterschwellig feindselige Atmosphäre, die einen einzufangen vermag.

17.10.2022

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 2 Jahren

Das Senkloch prominent im Trailer, auf dem Filmplakat, und es rahmt auch sonst den Film.
Vielleicht eine Metapher für das, was buchstäblich vor Augen ist, man(n) aber lieber wegschaut.
Ich fiebere mit in der manchmal fiebrigen Inszenierung
(Rückbelnden werden manchmal erst im Nachhinein klar - und auch Ausblendungen als Stilmittel).
Wie hätte der Film mit seinen überraschenden Wendungen, die richtigerweise auch undruchschaubar waren, auch noch enden können?Mehr anzeigen


day26

vor 2 Jahren

Lustige Kommentare mehr auch nicht. Schade für die Kinozeit!


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