Ennio Morricone - Der Maestro Belgien, China, Deutschland, Italien, Japan, Niederlande 2021 – 157min.

Filmkritik

Für eine Handvoll Noten

Filmkritik: Damien Brodard

Zwei Jahre nach dem Tod des Maestros liefert der Regisseur Giuseppe Tornatore mit «Ennio Morricone - Der Maestro» einen Dokumentarfilm, der eine vibrierende, musikalische Hommage an eines der Genies des 20. Jahrhunderts, Ennio Morricone, darstellt.

Obwohl er in seiner Jugend keine Musik machen wollte, wurde Ennio Morricone dennoch von seinem Vater gezwungen, im Konservatorium Trompete zu spielen. Einige Jahre Studium und einen Komponistentitel später sollte der Maestro mit seiner innovativen und sofort wiedererkennbaren Musik das Kino für immer prägen. Morricone erzählt in einem Dokumentarfilm von seinem Werdegang und seinem kreativen Prozess.

Wenn es eine Zutat gibt, die Bildern Kraft verleiht und grosse Kinomomente unvergesslich macht, dann ist es die Musik. Die Person des Komponisten wird oft in den Hintergrund gedrängt, wird hier aber von Regisseur Giuseppe Tornatore geehrt, der mit dem Komponisten unter anderem für «Cinema Paradiso» (1988) zusammengearbeitet hatte. Mit seiner eindringlichen Schlichtheit, die durch die Kommentare einiger berühmter Namen der Filmwelt - von Sergio Leone über Hans Zimmer bis hin zu Clint Eastwood - bereichert wird, gelingt es ihm, das kreative Genie des Maestros Ennio Morricone auf ansprechende Weise in Worte und Bilder zu fassen.

Der Komponist selbst sorgt für den roten Faden in der Erzählung und zeichnet seinen aussergewöhnlichen Werdegang in einer Gesellschaft nach, in dem die Filmmusik noch sehr schlecht angesehen war. Seine 60-jährige Karriere im Dienste der grossen Leinwand, aber nicht nur dort, taucht in erhabenen Melodien wieder auf, weckt die für ihn so typischen unbändigen Emotionen und erinnert an Morricones überbordende Kreativität, insbesondere im Hinblick auf banale Alltagsgegenstände, die in Instrumente verwandelt werden.

Dieser ständige Austausch zwischen Bild und Ton ist die grösste Stärke des Films. Die Montage bietet immer eine Illustration, eine Erinnerung, ein Dokument eines Meisterwerks oder eine Fotografie, alles in ständigem Dialog mit dem Erzähler. Der Dokumentarfilm entfaltet somit ein Spektakel an der Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Fiktion und Realität mit einer bemerkenswerten Variationsbreite. Ein trotz seiner Länge sehr gut durchdachter Film, der diese legendären und zeitlosen Partituren emotional wieder aufleben oder neu entdecken lässt.

Übersetzung aus dem Französischen von Damien Brodard durch Maria Engler.

21.02.2024

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor einem Jahr

Genialer Sondtrack: Wenn die Melodeien vom Maestro (oder andern) vorgemacht, vorgesungen, vorgespielt werden, und dann nahtlos in den Originalsound einblenden.
Menschlich eine beeindruckende Persönlichkeit.
Einzig die Einblendungen der KollegInnen, MusikerInnen, DarstellerInnen hätten etwas länegr sein dürfen - zum Lesen, wer was (im Untertitel) sagt, war manchmal knapp bemessen,
Morricone ist nicht einfach der Italo-Western-Klassiker;
A c h t u n g S p o i l e r
dass "Spiel mir das Lied vom Tod" nicht gezeigt wird, wird überraschend wettgemacht.Mehr anzeigen


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