Der Passfälscher Deutschland, Luxemburg 2021 – 116min.

Filmkritik

Mitten unter ihnen

Filmkritik: Teresa Vena

Cioma Schönhaus hat es wirklich gegeben. Er lebte als junger Mann 1942 in Berlin. Seine Eltern wurden deportiert, er verpflichtet, in einer Waffenfabrik zu arbeiten, um dem deutschen Heer Nachschub zu sichern. Nachts hat er Pässe gefälscht, die Juden zur Flucht verhelfen sollten.

Jede Arbeitskraft ist 1942 in Berlin bei der Produktion von Waffen und Munition gefragt. Auch Cioma Schönhaus (Louis Hoffmann) wird dazu verpflichtet. Als Jude darf er sein Kunststudium sowieso nicht weiterführen und die Alternative würde Deportation heissen, so wie bei seinen Eltern. Seine Fähigkeiten als Maler kann er aber dennoch nutzen, indem er im grossen Stil Pässe fälscht, die anderen Juden die Ausreise erlauben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er auch sich einen besorgen kann.

Während seine Eltern in den Osten deportiert worden sind, darf Cioma Schönhaus (Louis Hoffmann) in der grossen Altbauwohnung in Berlin bleiben. Junge Menschen werden 1942 in den Waffenwerkstätten dringend gebraucht, auch wenn sie Juden sind. Solange sie sich nützlich machen, werden sie geduldet, aber auch nur unter strengen Auflagen. Unter die restliche Bevölkerung dürfen sie sich nicht mischen, sie müssen immer erkennbar bleiben, weswegen sie von gesellschaftlichen Ereignissen ausgeschlossen sind. Cioma fällt das schwer, zu akzeptieren und wagt sich mit jugendlichem Leichtsinn immer wieder in Kreise vor, die ihm eigentlich verboten sind. Auch sein Kunststudium musste er aufgeben, doch findet er schliesslich einen anderen Weg, sein Maltalent einzusetzen: Indem er Pässe für andere Juden fälscht und ihnen die Ausreise aus Deutschland ermöglicht.

Die deutsche Regisseurin Maggie Peren hat ihren Spielfilm nach der Autobiographie des echten Cioma Schönhaus entwickelt. Schönhaus wurde 92 Jahre alt, er hat sich während des Zweiten Weltkriegs selbst einen Pass gefälscht und konnte damit in die Schweiz fliehen. Bevor er 2015 starb, gab er viele Interviews, die ebenfalls in «Der Passfälscher» einflossen. Peren versucht mit ihrem Film, einen Spagat zwischen der bekannten, offenkundig tragischen Geschichte im Hintergrund und einer leichtfüssigeren, humorvollen Herangehensweise an den Stoff.

Die Figur des Cioma wird hier dadurch nicht in erster Linie als Opfer gezeichnet, sondern vielmehr als Schelm, der sich waghalsig in Abenteuer stürzt, weil er die Freuden sucht, die seinem Alter entsprechen, wie essen oder tanzen gehen. Mit Louis Hoffmann als Darsteller des Protagonisten wird das Naive und Spitzbübische der Figur vollumfänglich bedient, die tragische Komponente des Charakters wirkt allerdings weniger glaubhaft.

21.11.2022

3

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Kommentare

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thomasmarkus

vor einem Jahr

Mal so die Sichtweise von kleineren Mitläuferinnen, nicht den 'Nazibonzen' - und wie borniert und menschenverachtend auch die Mitläufer mitmarschierten...
Ein bischen gar non-chalant der Hauptprotagonist, mit manchmal gar unglaublicher Chuzpe.


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