Aquarela Dänemark, Deutschland, Grossbritannien 2018 – 89min.

Filmkritik

Weit mehr als nur die Spitze des Eisbergs

Noëlle Tschudi
Filmkritik: Noëlle Tschudi

Die gefrorenen Gewässer des russischen Baikalsees, der wütende Hurrikan “Irma” in Miami oder aber Venezuelas imposanter Wasserfall Salto Ángel: Die geballte Kraft des Wassers spielt in Victor Kossakovskys mit eindrücklichen Aufnahmen versehener Dokumentation nicht nur die Hauptrolle, sondern erhält gar dessen ungeteilte Aufmerksamkeit.

Es fliesst, es plätschert, es spendet Leben – kann dieses aber andererseits auch auf unberechenbare Art und Weise zerstören. Rund zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt. Grund genug, dem kühlen Nass Raum auf der Grossleinwand einzuräumen. In Aquarela widmet sich der russische Dokumentarfilmer Victor Kossakovsky auf einer Reise um die Welt der Faszination und Schönheit, insbesondere aber der nicht zu bändigenden Kraft der Naturgewalt Wasser.

Ob gigantische Eismassen, die unvermittelt ins Meer stürzen, meterhohe Wellen, deren Schönheit in Zeitlupe bewundert werden kann oder die Unterseite eines Eisberges, an dem Luftblasen an die Wasseroberfläche steigen: Während rund eineinhalb Stunden beleuchtet Kossakovsky das Wasser mit 96 statt der üblichen 24 pro Sekunde gefilmten Bilder in all seinen Aggregatzuständen. Die Dokumentation erweist sich damit rasch sowohl als eine Liebeserklärung an das lebensspendende Element als auch ein eindrücklicher Ausblick auf eine potenzielle Zukunft des Kinos, spricht aber aufgrund der längeren Spieldauer längst nicht jeden an: Auf einen erläuternden Kommentar zur Doku wird nämlich gänzlich verzichtet.

Einzig die Einstiegssequenz, in der einige Männer auf dem gefrorenen Baikalsee versuchen, eingebrochene Menschen und deren Autos zu retten, lässt zunächst vermuten, dass auch im restlichen Film gesprochen würde. Dem ist aber nicht so: Die Macher der Doku verlassen sich anstelle dessen einzig auf die Macht der visuell beeindruckenden Bilder und einen Score der finnischen Metalband Apocalyptica, der insbesondere Fans der härteren Klänge erfreuen dürfte – wenn auch nur für kurze Zeit.

Wer sich mit Aquarela einen überlangen Musikclip in der Art der Naturaufnahmen in «The Symphony of Extremes» erhofft, der mit stetiger musikalischer Untermalung der mit Metallica-Cover bekannt gewordenen E-Cellisten daherkommt, der dürfte mit Kossakovskys neuestem Werk wohl nicht ganz auf seine Kosten kommen. Schliesslich ist selbst der Einsatz von Musik in diesem Werk nur punktuell vorhanden, vornehmlich dann, wenn der passend brachiale Sound die Gewalt des Wassers unterstreicht – und damit einige der gelungensten Szenen hervorbringt.





08.10.2019

3.5

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Kommentare

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corina9

vor 5 Jahren

Langatmig, unnötig theatrale Musik, Wasser hat soo viel mehr zu bieten als was dieser Film aufnimmt. Schade.


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