Borg/McEnroe Dänemark, Finnland, Schweden 2017 – 107min.

Filmkritik

Ein Blick hinter die Fassade

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Wer damals schon gelebt hat, hat sie sicherlich mitbekommen: Die Rivalität zwischen dem Schweden und kühlen Gentleman Björn Borg und dem Amerikaner und energischen Hitzkopf John McEnroe. Genau dieses Duell wird nun in Borg/McEnroe zum Thema gemacht: Der Film interessiert sich aber nicht nur für die sportlichen Ergebnisse, sondern auch für einen Blick hinter die Kulissen der beiden Superstars.

Man kam damals wohl kaum um die beiden Überflieger im Tennis herum: Björn Borg und John McEnroe waren in den 70er- bis in die 80er-Jahre hinein die Tennisstars schlechthin. Borg McEnroe fokussiert sich auf die zwei Persönlichkeiten und das Duell, das Tennisgeschichte geschrieben hat: Das Finale von Wimbledon im Jahr 1980. Bevor das Biopic aber zum grossen Showdown kommt, wird in Flashbacks erzählt, wie der kontrollierte Borg (Sverrir Gudnason) und der aufbrausende McEnroe (Shia LaBoeuf) überhaupt so weit gekommen sind und was sie zu den Persönlichkeiten gemacht hat, für die sie berühmt geworden sind.

Der dänische Regisseur Janus Metz hat sich entschieden, auf zu viel Dramatisierung und Effekthascherei – wie sonst oft in Sportfilmen zu sehen – zu verzichten, und die Geschichte der zwei Tennisstars ganz unaufgeregt und fast schon trocken darzulegen. Der Fokus liegt dabei weniger auf dem Sport, sondern vielmehr auf den Menschen, die dahinterstehen: Die authentische Darstellung der Ereignisse damals hat schon fast einen dokumentarischen Charakter, was wohl auch daherrührt, dass Metz ursprünglich aus diesem Genre kommt. Trotz der Unaufgeregtheit, mit dem das Biopic daherkommt, sind die eingefangenen Bilder ästhetisch ansprechend, ohne romantisierend zu wirken: Die zwei Tennisprofis werden weder zu Helden hochgeschaukelt, noch in einem schlechten Licht dargestellt.

Ganz im Gegenteil: Wenn der Film auf seinen Showdown zuspielt, nämlich das Finale von Wimbledon, fiebert man mit beiden Spielern mit – wahrscheinlich auch, weil Metz darauf bedacht ist, die Hintergründe der Werdegänge der zwei genau darzulegen und sie so zu zeigen, wie man es zunächst nicht erwarten würde. So ist einem McEnroe trotz seiner Ausraster plötzlich sympathisch und Borg wirkt mit seinen scheinbar unterdrückten Gefühlen und seiner Angst vor den Medien menschlich und nahbar. Damit wird das Finale, sogar wenn man den Ausgang des Spiels von damals kennt, zum spannenden Tennis-Thriller und Borg/McEnroe damit zu einem erfrischenden und sehenswerten Film, der auch Sportmuffel für sich begeistern kann.



20.02.2024

4

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Kommentare

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Diana

vor 6 Jahren

Hatte mich eigentlich sehr auf den Film gefreut und hoffte mehr über Borg und McEnroe zu erfahren. Leider blieb der Film meiner Meinung nach stark an der Oberfläche und wir haben nicht wirklich, authentische Einblicke in die Charaktere bekommen. Auch hat der Film nicht wirklich Fahrt aufgenommen oder einen Rhythmus entwickelt, sondern ist eher etwas ziellos vor sich hingeplätschert. Schade, wäre ein interessantes Thema gewesen, aus dem man mehr hätte machen können.Mehr anzeigen


oscon

vor 6 Jahren

Mehr ein Biopic über Björn Borg, denn eine Aufbereitung der Ereignisse 'rund um das denkwürdige Wimbledon Endspiel.
Erschreckend wird das Bild eines "völlig kaputten" Top Tennisspielers der 80er gezeigt, dessen Hang zur perfekten Vorbereitung schon fast manische Züge annimmt.
Die Inszenierung ist "skandinawisch kalt" gehalten, was dem Film nicht immer gut tut: So wirkt der Mittelteil doch etwas langatmig.Mehr anzeigen


as1960

vor 7 Jahren

"Borg/McEnroe" zeigt das Tennis-Duell des Eisberg Borg gegen den talentierten Rüpel McEnroe. Während der introvertierte Borg brilliant von Sverrir Gudnason dargestellt wird (v.a. die Körpersprache ist gelungen) schwächelt der wenig geniale Shia LaBeouf als genialer McEnroe. Insgesamt unterhaltend, aber lange nicht so gut wie "Rush", der ja ein sehr ähnliches Thema in der F1 zeigte (Perfektionist Lauda gegen den talentierten Lebemann Hunt).Mehr anzeigen


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