Ein letzter Tango Argentinien, Deutschland 2015 – 85min.

Filmkritik

Der letzte, der ultimative Tango

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Sie tanzten göttlich und waren doch nicht ein Herz und eine Seele. Maria Nieves Rego und Juan Carlos Copes waren ein Tango-Traumpaar, über 50 Jahre lang. Der Argentinier German Kral hat ihre Spuren aufgenommen und ein intensives Porträt über zwei leidenschaftliche Künstler geschaffen.

Der Argentinier German Kral (Bernd Eichinger, When Life Becomes Film) hat Maria Nieves Regos und Juan Carlos Copes' Spuren aufgenommen und sie beide - getrennt - in intensive intime Gespräche verwickelt. So entstand ein Porträt über zwei leidenschaftliche Künstler, die auch mit 80 beziehungsweis 83 dem Tango frönen. Maria Nieves Rego tanzte selber vor nicht langer Zeit in einer grossen Hommage ihr zu Ehren - unglaublich als wäre es gestern. Ihr ehemaliger Partner Juan Carlos Copes, hat mit einer jüngeren Frau eine Familie gegründet, hat Kinder und betätigt sich als Tanzlehrer. Maria und Juan haben nahezu ein halbes Jahrhundert dem Tango in Argentinien ein Gesicht gegeben, haben ihn zur Kunstform gemacht und aus den einheimischen Clubs auf die Bühnen der Welt gebracht. Er hätte in Maria "seine Stradivari gefunden", bemerkt Juan einmal. Man heiratet in Las Vegas, doch dann geht Juan allein auf Welttournee. Er kehrte nach zwei Jahren zu seiner unwiderstehlichen Partnerin zurück. Doch glücklich sind sie zusammen nicht geworden. Sie haben es versucht, führten eine Tango-Zweckgemeinschaft. Ende 1997 trennte sich das Tango-Traumpaar endgültig. Maria ist bitter enttäuscht. "Kein Mann ist die Trauer einer Frau wert", bilanziert die grossartige Tangotänzerin.

Sie sind in die Jahre gekommen und erst jetzt bereit, sich zu ihrer Karriere, ihrer "Verbundenheit in der Unverbundenheit", zu ihrer Liebe zu äussern. Nein, von Versöhnung kann keine Rede sein, nur von einer individuellen Rückschau. Un tango más dokumentiert eine grosse Karriere und Tanzkunst, aber auch Besessenheit und Beziehung. Maria war bereits um die 60 Jahre alt, als er eigene Wege ging. Sie litt, verlor Stolz und Selbstvertrauen und schaffte es, nach schweren Depressionen zur Bühne zurückzukehren.

Der dynamische Dokumentarfilm zeigt wunderbare Choreografien, berührende Momente (im Alter) und die ungelöschte Liebe zum Tango. Dieses gelebte Drama, gespickt mit einigen nachgespielten Tanz-Intermezzi und Dokumentarbildern, bereichert und übertrumpft manche Hollywood-Tanzspektakel. Flashdance, Fame oder Saturday Night Fever sind dagegen nur seichte, geschönte Mogelpackungen. Bisweilen ist das Leben doch "bigger than movies". Trotz aller Bitterkeit und Zerwürfnis der Protagonisten stimmt der Dokumentarfilm positiv - vor allem auch weil er zeigt, wie der Tango diese Menschen bereichert hat und sie überleben liess.

16.11.2015

5

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Kommentare

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Zuzuzuschauerin

vor 9 Jahren

Ich tanze selbst auch Tango. der Film gefällt mir sehr. er zeigt auf meisterhafte Art die Geschichte dieses Starpaares, welches den Copes- Stil entwickelt hat. der Tangostil, der hauptsächlich auf den Showbühnen dieser Welt gezeigt wurde und wird. aktuelle Interviews ergeben mit nachgespieltem und echtem altem Filmmaterial ein sehr ehrliches und gelungenes Porträt von zwei grossen Künstlerpersönlichkreiten....Mehr anzeigen


elowan

vor 9 Jahren

Ich bin selber Tango Tänzer und fand den Film nicht nur sehr langweilig sondern er hat bezüglich Tango wenig vermittelt. In der Halbzeit bin ich nach Hause.


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