Prisoners USA 2013 – 153min.

Filmkritik

Alles für das Kind

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Nach seinem Oscar-nominierten Drama Incendies (2010) legt der kanadische Filmemacher Denis Villeneuve nun sein Debüt in Hollywood vor. Prisoners liefert nicht nur packende Thriller-Unterhaltung, sondern wirft zugleich einige unbequeme moralische Fragen auf.

Keller Dover (Hugh Jackman) und seine Familie folgen an Thanksgiving der Einladung eines befreundeten Ehepaars. Der entspannte Abend nimmt eine dramatische Wende, als Kellers Tochter Anna und das kleine Mädchen der Gastgeber plötzlich verschwinden. Obwohl die Polizei mit Alex Jones (Paul Dano) schon bald einen Verdächtigen verhaftet, ist ein Ende des Schreckens nicht in Sicht. Der ermittelnde Detective Loki (Jake Gyllenhaal) kann dem geistig zurückgebliebenen Mann eine Entführung nicht nachweisen und muss ihn daher freilassen. Keller ist entrüstet und will dafür sorgen, dass Alex die Tat gesteht.

Obwohl er zum ersten Mal nicht selbst für das Drehbuch eines seiner Spielfilme verantwortlich zeichnete, bleibt Regisseur Villeneuve seinem Hang zu unkonventionellen Erzählweisen auch in Prisoners treu. Was auf den ersten Blick wie ein einfach gestrickter Selbstjustiz-Thriller erscheinen mag, gerät recht schnell zu einer eindringlichen und quälenden Auseinandersetzung mit Fragen nach Schuld und Verantwortung. In einer gleichberechtigten Doppelperspektive stellt der Film zwei ganz unterschiedliche Männer vor, die über den zugrunde liegenden Entführungsfall aufeinander treffen.

Auf der einen Seite steht Keller Dover, kraftvoll von Hugh Jackman gespielt, der nach dem Verschwinden seiner Tochter in rasenden Aktionismus verfällt. Unweigerlich stellt man sich selbst die Frage, wie man in einer derartigen Ausnahmesituation reagieren würde. Ist Kellers Verzweiflung und seine Wut zu Beginn noch verständlich, wirkt sein eigenmächtiges Handeln, das die gezielte Folter des vermeintlichen Entführers einschließt, zunehmend befremdlicher. Nicht zuletzt durch die kritische Haltung, die der Vater des zweiten Entführungsopfers zum Ausdruck bringt, wird der eingeschlagene Weg des Protagonisten nachhaltig in Zweifel gezogen.

Ein zweiter Erzählstrang befasst sich mit den zermürbenden Ermittlungen Detective Lokis und entwirft en passant das Psychogramm eines von Jake Gyllenhaal eindrucksvoll verkörperten Einzelgängers. Geschickt verknüpfen Villeneuve und Drehbuchautor Aaron Guzikowski die Ausleuchtung ihrer Hauptfiguren mit konventionellen Schock- und Spannungsmomenten, die der Handlung ein ums andere Mal eine dramatische Wendung geben. So bleibt das Interesse des Zuschauers trotz umfangreicher Laufzeit auf konstant hohem Niveau.

18.02.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Spannend von Anfang bis Ende.


Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Extrem beklemmender, aber dennoch brillianter Film. Ebenfalls wirft er die Frage auf, wie weit man gehen kann/wird, wenn einem das Liebste genommen wird. Im Kino genau so bedrückend wie zu Hause auf der Couch.. Sehr schwere Kost, aber - ein Thriller vom Feinsten!


Mikelking

vor 10 Jahren

Der Film wäre 30 Minuten noch besser gewesen. Trotzdem ist der Film die ganze Zeit spannend und die Schauspieler geben eine gute Leistung ab. Das Ende ist nicht schlecht aber auch nicht gerade der Hit.


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