My Generation Schweiz 2012 – 93min.
Filmkritik
Der Widerspenstigen Zähmung
Sie waren Rebellen, Beatniks, Hippies, Engagierte, jung, lebensbegierig, ehrgeizig und sexy. Veronika Minder portätiert sechs Alt-68er. Ihre Reflexionen über das Leben, Lust und Laster fügen sich zu einem Zeitbild der persönlichen Art.
Mit My Generation verbinden viele die Erinnerung an den ersten Hit der britischen Rockband The Who. Das war im Jahre 1965. Nicht von ungefähr hat die Bernerin Veronika Minder auch ihren jüngsten Dokumentarfilm so überschrieben. Es ist ihre Generation, die sie ins Bild setzt (Kamera: Helena Vagnières) und zu Worte kommen lässt.
Da ist der Hippie und Kommunist, die Tänzerin und ein Musiker, Bundesangestellte und Physiker. Sie erzählen von ihren Jugendzeiten und ihren Hoffnungen, dem Ausflippen und Ausprobieren, Ausbrechen und Aufbrechen. Krawalle (Globus), Rockkonzerte, Parties, Liebschaften, Karrieren. In den wilden 68ern waren sie 20 Jahre jung. Die dunkelhäutige Uschi Janowsky findet ihre Erfüllung im Tanz – bis heute. Fredy Studer macht eine Karriere als Drummer, Willi Wottreng wandelte sich vom Maoisten zum Journalisten bei der NZZ. Jean-Pierre Ruder verschrieb sich der Physik. Patrizia Habegger tobte sich als Hippie-Mädchen aus, probierte alles und blieb von Schicksalsschlägen nicht verschont. Mary-Christine Thommen suchte ihr Heil in der bürgerlichen Geborgenheit.
Die drei Frauen und drei Männer schwärmen von alten Zeiten, sinnieren und reflektieren. Alle sechs haben auf ihre Weise vom Leben gekostet, gefeiert und gelitten. Die einen öffnen sich ganz, andere verschliessen sich eher, geben wenig Persönliches preis. Sie alle sind Zeitzeugen, so unterschiedlich wie die Jahreszeiten und mit den Jahren etwas weiser geworden. Wie glücklich, wie erfüllt sie sind, ist unterschiedlich. Die einen hadern, die anderen geben sich zufrieden. Das ist nicht immer einsichtig.
Veronika Minder lässt sie erzählen: über die jungen Jahre, Sex, Dasein und Vergänglichkeit, über das Vergangene und Gegenwärtige. Sie lässt dosiert Archivbilder einfliessen und holt Statements von Begleitern, Freunden und Kindern ein. Ihr respektvoller Dokumentarfilm ist eher konservativ strukturiert, lädt einfach zum Teilnehmen ein. So entsteht ein sehr persönliches Zeitbild, eine Palette von Reflexionen über Existenzen und Erkundungen, über das Gestern heute. Und das Schönste ist: Man spürt den Menschen und dem Film die Lust am Leben an.
Dein Film-Rating
Kommentare
Sehr interessante Persönlichkeiten und ehrliche, zum Teil fast schon philosophische Eigenporträts. Auch als 1959igerin erkennt man sich ständig wieder und trifft auf viele erlebte Momente. Man spürt während des ganzen Films mit welchem Feingefühl Veronika Minder die Interviews gehalten hat. Sehr gute Kamera und sehr interessantes Dokumentationsmaterial.… Mehr anzeigen
Der Blick zurück auf die 68er finde ich spannend und ermöglicht mir zu erfahren welche Gedanken und Gefühle damals diese Generation bewegt haben. Regt zum Nachdenken an und lässt mich über meine eigene Generation nachdenken.
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 12 Jahren
Schöne Porträts von so genannten 68ern, die auch für einen 25 Jahre später Geborenen von Interesse sind, da ausnahmslos alle ehrlich und authentisch von sich und aus ihrem Leben erzählen. Sehenswert.
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