Das Kabinett des Dr. Parnassus Kanada, Frankreich, Grossbritannien 2009 – 122min.

Filmkritik

Blick in den Geist eines Fantasten

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Mit einem fantastischen Märchenwagen voller Wunderlichkeiten fabuliert Terry Gilliam gegen eine Welt, die ihren Sinn für Zauberei verloren hat. Das märchenhafte Spektakel um den alternden Fantasten Parnassus ist gleichzeitig auch der endgültige Abschied von Heath Ledger.

Doctor Parnassus (Christopher Plummer) reist mit einem wunderlichen Pferdewagen durch das moderne London und zeigt auf den Strassen seine fantastische Show: Ein Zauberspiegel ermöglicht es den Zuschauern, in den Verstand des alternden Magiers einzudringen und die unglaublichsten Dinge zu erleben. Doch das zeitgenössische Publikum hat nicht viel übrig für die altmodische Zirkusshow von Parnassus' Truppe und bleibt den Auftritten zunehmend fern. Dabei hat der Zauberer noch weit schwerere Sorgen: In einem alten Pakt, den er einst mit dem Teufel (Tom Waits) geschlossen hat, versprach er diesem seine einzige Tochter (Lily Cole).

Regisseur Terry Gilliam erlebte bei den Dreharbeiten zu seinem Film einen herben Rückschlag: Mitten in der Produktion verstarb sein Hauptdarsteller Heath Ledger. Um den Film dennoch fertigstellen zu können, spielt ein illustres Trio Ledgers letzte Rolle zu Ende: Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law teilen sich die Figur des mysteriösen Einzelgängers, der zur Truppe von Doctor Parnassus stösst. Mit einem raffinierten Kniff wird diese Rollenteilung derart kunstvoll in die Handlung integriert, dass sich dem Zuschauer kein Bruch in der Erzählung zeigt. Der Film ist damit zu einem würdigen Abschied von Heath Ledger geworden.

"Doctor Parnassus" zeigt in jeder Einstellung deutlich Terry Gilliams Handschrift. Dessen überbordende Fantasie macht den Film zu einem märchenhaften Spektakel, teilweise erinnert er stark an Gilliams Animationen aus "Monty Python"-Zeiten. Besonders die Sequenzen hinter dem Spiegel erreichen eine traumhafte Qualität, die den Film einzigartig machen. Zusätzlich kann Gilliam auf einen starken Cast setzen: Neben Ledger und dem prominenten Trio, das ihn ersetzt, ist vor allem Tom Waits als eleganter Teufel ein grosses Vergnügen.

Man merkt dem Film allerdings an, dass bei seiner Entstehung einzelne Bilder am Anfang standen, um die herum dann die Geschichte geschrieben wurde. So steht Gilliams Bilderflut erzählerisch manchmal auf etwas gar schwachen Beinen. Die Mängel in der Story wiegt der Film mit seinem Ideenreichtum und den unglaublichen Fantasiewelten allerdings mehr als auf. Gilliam zeigt sich wieder einmal als grossartiger Fantast - ein Talent, das er schon lange nicht mehr so berauschend zu nutzen wusste wie in diesem Film.

17.02.2024

4

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

das ist nicht mein Geschmack.


isabel1984

vor 14 Jahren

Köstlich ist der Auftritt von Tom Waits als Teufel und auch Lily Cole überzeugt als schöne Tochter. Unvergesslich ist der würdige Abschied von Heath Leger durch seine drei Freunde Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law.


amrad

vor 14 Jahren

Müsste man nur die Bilder bewerten, gäbs fünf Sterne. Phantasievoll, komisch, schräg sind Adjektive, die sehr gut zu diesem Film passen. Leider gibt es auch noch eine Geschichte - nur macht die irgendwann nicht mehr wirklich Sinn. Schade. Schade auch, dass Heath Ledger durch mehrere Schauspieler ersetzt wurde. Einer hätte völlig gereicht und dem Film auch nicht geschadet.Mehr anzeigen


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