Mullewapp - Das grosse Kinoabenteuer der Freunde Frankreich, Deutschland, Italien 2009 – 77min.

Filmkritik

Nicht wie aus dem Bilderbuch

Filmkritik: Cindy Hertach

An der Verfilmung des Kinderbuch-Klassikers "Freunde" von Helme Heine sollen vor allem die ganz Kleinen ihre Freude haben. Leider ist der Charme der liebevoll kolorierten Bilderbuch-Vorlage in der filmischen Umsetzung vollständig verloren gegangen.

Die Tiere auf dem Bauernhof Mullewapp geniessen das Landleben - bis ein Fremder auftaucht. Nager Johnny Mauser (Stimme von Benno Fürmann) bringt die kleine Gemeinschaft schon bald durcheinander. Mit seinen Heldengeschichten sichert sich der Mäuserich schnell die Bewunderung von ganz Mullewapp. Dass sich besonders Henne Marilyn (Katarina Witt) für den neuen Star auf dem Bauernhof begeistert, passt Hahn Franz (Christoph Maria Herbst) ganz und gar nicht. Als ob die ganze Unruhe nicht genug wäre, stellt sich heraus, dass Lämmchen Wolke vom bösen Wolf entführt wurde. Jetzt muss sich Johnny beweisen. Zusammen mit Schwein Waldemar und Franz macht er sich auf die Suche nach dem verschwundenen Lamm.

Regisseur und Produzent Tony Loeser hat mit "Mullewapp" ein weiteres erfolgreiches Bilderbuch verfilmt: "Freunde", Helme Heines Klassiker wurde in 35 Sprachen übersetzt und bereits als TV-Serie, Hörspiel und Figurentheater adaptiert. Die in wunderschönen farbenfrohen und zeitlosen Aquarellbildern erzählte Geschichte vermittelte Generationen von Kindern, wie wichtig Freundschaft im Leben ist. Naheliegend, dass sich da die Ästhetik der Kinofassung stark am Bilderbuch orientieren sollte. Aber trotz der engen Zusammenarbeit mit dem Mullewapp-Schöpfer und einer aufwändigen Animationstechnik, die klassische Handzeichnungen mit 3D-Technologie vereint, ist es den Machern nicht gelungen, die schlichte Schönheit des Bilderbuches umzusetzen. Das Ergebnis erinnert unangenehm an einen der Billigtrickfilme, die RTL II im Samstagvormittagsprogramm hat.

Auch einige Figuren haben den Transfer vom Bilderbuch zum Kinofilm nicht unbeschadet überstanden. Offenbar ist den Drehbuchautoren viel daran gelegen, der Story einen gewissen Zeitgeist einzuhauchen. Dagegen gibt es nichts auszusetzen, käme das Ergebnis nicht derart unbeholfen und anbiedernd daher. Während der kleine Anti-Held Johnny mit cooler Sonnenbrille grosskotzige Star-Allüren heraushängt, gibt die auf Sex-Bombe getrimmte Henne Marylin das vulgäre Groupie. Und der böse Wolf? Der kommt im Format eines schmierigen Zuhälters daher. Erwachsene Begleitpersonen werden das entweder witzig oder irritierend finden, den Kindern ist es möglicherweise egal, aber mit Mullewapp hat das Ganze nicht mehr viel zu tun. Am Ende wünscht man sich nur noch, Autor Heine hätte sich schützend vor sein Werk geworfen.

20.04.2024

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