Maria Bethânia, musica e perfume Frankreich, Schweiz 2005 – 82min.
Filmkritik
Musica e Perfume
Der Schweizer Filmemacher Georges Gachot porträtiert das aktuelle Schaffen von Maria Bethânia, einer grossen Stimme Brasiliens, von der Studioarbeit bis zu den Auftritten in den Konzerthallen. Damit ermöglicht er uns diese wichtige und sehr erfolgreiche Sängerin besser kennen zu lernen oder gar erst zu entdecken und gibt uns gleichzeitig spannende Einblicke in Brasiliens Kulturleben.
Georges Gachot hat Maria Bethânia am Jazzfestival von Montreux für sich entdeckt. Von der klassischen Musik herkommend, war die brasilianische Musik Neuland für ihn. Diesen unvoreingenommenen Blick konnte er sich für den Film bewahren. Er sieht sich in seiner Regiearbeit als Komponist: Er fügt Bethânias Lieder aneinander und setzt die Musik in einen neuen Kontext.
Bruchstückhaft entsteht in Interviews und an Schauplätzen, die eine Rolle in ihrem Leben gespielt haben, eine Ahnung von Bethânias Vergangenheit, ihrem Werdegang. Einige Fakten zur Person und Musikerin Maria Bethânia seien hier zur Verdeutlichung und Vervollständigung genannt: 1946 in Santo Amaro da Purificaçao geboren, gehörte sie zu der Generation von Musikern, die die Música popular Brasileira bestimmten und erneuerten und war Teil der Tropicalismo-Bewegung. Stilistisch bewegte sie sich vom Bossa Nova, dem Samba und Afro-brasilianischer Musik hin zu romantischen Balladen. Ihre Popularität zeigen die Plattenverkäufe, die bereits die zwanzig Millionen-Grenze überschritten haben. Sie ist die jüngere Schwester von Caetano Veloso, der unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit David Byrne und Arto Lindsay bei uns bekannt wurde.
Gachot lässt Bethânia viel Raum für Reflexionen. Ihre Musik, Religion und Herkunft sind die zentralen Themen. Was es mit dem perfume aus dem Titel auf sich hat, erfahren wir in einem Nebensatz. Persönlichkeiten der brasilianischen Musik wie Gilberto Gil, Chico Buarque oder Caetano Veloso lassen die Sängerin Konturen annehmen, die über die professionelle Perspektive hinausgehen.
Die dokumentarischen Aufnahmen aus Brasilien und hauptsächlich aus Rio de Janeiro setzt Gachot sehr sorgfältig ein, sie sind keine blossen Stimmungsbilder. Er hütet sich die Musik in Bilder zu übertragen.Gachots Regiequalitäten liegen im kaum Wahrnehmbaren, in den unprätentiösen Übergängen von Interviewsituationen zu Stimmungsbildern, aber auch in der Fähigkeit seine Gesprächspartner der Kamera zu öffnen.
Nach "Martha Argerich: Conversation nocturne" dem einfühlsamen Porträt der legendären Pianistin aus Argentinien, und dem aktuellen Porträt darf man gespannt und mit Vorfreude auf ein weiteres Bijou in dieser überraschungsreichen Reihe warten.
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