Being Julia Kanada, Ungarn, Grossbritannien, USA 2004 – 105min.

Filmkritik

Being Julia

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

István Szabó begibt sich auf Neuland und inszeniert mit "Being Julia" erstmals eine Komödie - Schauplatz ist die Welt des Theaters.

Julia Lambert (Annette Bening) ist der Star des Londoner Theaters; gemeinsam mit ihrem Mann - sexy wie immer: Jeremy Irons - beherrscht sie die Bühnen des Londoner West Ends. Auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes befällt sie eine Midlifecrisis: Trotz ihres Erfolgs fühlt sie sich ausgelaugt und leer. Das Eheleben ist ohnehin nur noch ein Arrangement unter Freunden, und jeden Abend das gleiche Stück aufzuführen ist - allem Jubel zum Trotz - auf die Dauer schwer zu ertragen. Da trifft es sich ausgezeichnet, dass ein junger Amerikaner namens Tom (Shaun Evans) in Julias Leben tritt und ihr ziemlich unverblümt den Hof macht. Die liebes- und erfolgshungrige Schauspielerin lässt sich das nur zu gern gefallen, und nach kurzer Zeit wird aus dem unschuldigen Flirt eine handfesten Affäre. Julia blüht regelrecht auf, alle Sorgen sind vergessen - hat sich die abgebrühte Schauspielerin tatsächlich in das junge Bürschchen verliebt?

Keine Angst, wir sind in der Welt des Theaters, hier ist alles nur schöner Schein und Kulisse und kein Gefühl echt. In diesem Universum der Intrigen und falschen Tränen spielt jeder mindestens ein doppeltes Spiel: Nutzt der scheinbar naive Tom Julia aus, um die Karriere seiner wahren Liebe, der jungen Schauspielerin Avice (Lucy Punch), zu fördern? Oder benötigt Julia von Zeit zu Zeit einfach jemanden wie Tom - als Aufputschmittel gewissermassen, um sich und der Welt einfach beweisen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört?

István Szabó, bekannt für düstere historische Filme wie "Mephisto", hat sich mit "Being Julia" für einen betont heiteren Stoff entschieden. Hier geht es nicht um grosse Themen, sondern um die Freude an Intrigen und hinterhältigen Winkelzügen, um die Lust am Spielen, um britisches Understatement und Ironie - vor allem aber geht es um Annette Bening.

Die Schauspieler sind denn auch die starke Seite des Films. Mit sichtlichem Genuss inszeniert sich Bening als berechnende, rachsüchtige Diva, und Jeremy Irons fühlt sich in der Rolle des «schönsten Mann Englands» ebenfalls sichtlich wohl. Doch irgendwie fehlt dem Film am Ende der richtige Pfiff. So elegant und leichtfüssig man sich auch gibt, "Being Julia" wirkt trotz eines hervorragenden Ensembles und der liebevollen Ausstattung insgesamt ein wenig brav, ja geradezu altbacken.

10.11.2020

3

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Kommentare

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vor 17 Jahren

bneing julia hat mir sehr gut gefallen! der film lebt aber ganz klar von anette bening!


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