In 80 Tagen um die Welt Deutschland, Irland, Grossbritannien, USA 2004 – 120min.

Filmkritik

Abenteurer im wilden Zeitmix

Filmkritik: Andrea Bleuler

Eine Neuverfilmung des Jugendbuch-Klassikers von Jules Verne lockt zu Weihnachten. Obwohl diese mit der Version von 1956 mit David Niven nicht ganz mithalten kann, ist ein liebenswürdiger Familien-Film entstanden - nicht zuletzt, weil der Gouverneur von Kalifornien, Arnie Schwarzenegger, darin einen sensationellen Auftritt als liebestoller türkischer Sultan hat.

Ein Anti-Held mausert sich zum Übermenschen seiner Zeit. Das ist in etwa der Werdegang von Jules Vernes Protagonist Phileas Fogg (Steve Coogan), einem spröden britischen Erfinder aus dem 19. Jahrhunderts, der tollkühn seine Karriere darauf verwettet, dass er in 80 Tagen rund um die Welt reisen kann.

Unfreiwillige Unterstützung in seinem Vorhaben bekommt er von seinem eben eingestellten Butler Passepartout (Jackie Chan), der so seinen Verfolgern entfliehen kann: Er hat in der Bank of England einen Jade-Buddha gestohlen, will diesen in seine Heimat China zurückbringen und verteidigt sich und sein Raubgut mit Kampfkunst.

Foggs Charakterwandlung ist in Regisseur Frank Coracis Neuauflage eher Nebensache. Dafür ist Nostalgie für eine nicht globalisierte Welt Trumpf - nationale Klischees sind der Renner: Man bricht nach Paris auf, wo die ultrafranzösische Möchtegern-Künstlerin Monique (Cécile de France) mit unwiderstehlichem Charme zum Duo Infernale stösst. Dann geht's weiter nach München, Konstantinopel, Indien und China. Stets auf ihren Fersen: der tollpatschige Inspektor Fix (Ewen Bremner), nachgeschickt vom Herausforderer Lord Kelvin (Jim Broadbent).

Die einzelnen Stationen der Geschichte sind eigentlich überhaupt nicht verlinkt. Eher unraffinierte Computer-Animationen stellen die Verbindungen zwischen verschiedenen Orten her. Und auch Coracis Idee, den Film mit Kampffilm-Elementen aufzupeppen und so die aktuelle Minimaldosis an Action zu liefern, ist mässig überzeugend. Das Resultat ist ein heterogenes, marktschreierisches Stil-Gemisch.

Trotzdem funktioniert der Film, weil er ganz unterschiedliche Register zieht und so ein Familien-Publikum bestens unterhalten kann: Da gibt es Situationskomik, sprachlichen Witz der raffinierten Sorte, Nervenkitzel à la Chaplin, etwas Liebessülze und eine gelungene Querbesetzung von Arnold Schwarzenegger als Sultan Hapi. Einzig Jackie Chans Scherze liegen etwas schwer auf.

Die Neuauflage überzeugt im Endeffekt auch dank der männlichen und weiblichen Hauptdarsteller: Cécile de France, schon gesehen in "L'auberge espagnole", ist hier perfekt besetzt. Komiker Steve Coogan kann zwar sein eigentliches Potential in seiner Rolle als Fogg nicht vollumfänglich ausleben (man erinnere sich an seine Szene mit Alfred Molina in Jim Jarmuschs "Coffee and Cigarettes"). Doch man erahnt, wie umwerfend dieses Projekt geworden wäre, hätte er am Drehbuch mitgeschrieben.

12.05.2021

4

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Kommentare

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hurricane7

vor 18 Jahren

Einfach nur langweilig.


bab58blau

vor 19 Jahren

Tolle 'klassische' Unterhaltung für eine Familie mit Kids, welche eine Abwechslung zu den ewigen Trickfilmen schätzen. Buben mit Freude an Technik erleben ihr blaues Wunder und erhalten grossartige Inspirationen!


Leelounic

vor 19 Jahren

lascher Humor


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