Zatôichi - Der blinde Samurai Japan 2003 – 115min.

Filmkritik

Blinder Schwertkämpfer im Hinterland

Filmkritik: Patrick Schneller

Takeshi Kitano räumt als blondierter und blinder Schwertkämpfer in einem japanischen Dorf die fiesen Gangsterbanden weg. Der japanische Tausendsassa präsentiert sich dabei humorvoll wie noch nie.

Der blinde Schwertkämpfer Zatôichi ist in Japan fast so kultig wie die Riesenechse Godzilla. Der Autor Kan Shimozawa (1892-1968) erfand den Charakter, 1962 entstand die erste Verfilmung. Verkörpert wurde Zatôichi von Shintarô Katsu (1931-1997), der den Kämpfer bis 1989 schliesslich fast 30 Mal mimen sollte. Zu Beginn des dritten Jahrtausends widmet sich nun Japans Vorzeigeregisseur Takeshi Kitano dem Stoff. Nach seinem gefühlsduseligen Langweiler "Dolls" findet er mit seiner Version von "Zatôichi" zu überzeugender Form zurück - wenn auch anders, als man es wohl erwartet hat.

Die japanische Provinz im frühen 19. Jahrhundert: Der blinde, blondierte Zatôichi (Takeshi Kitano) zieht durchs Land. Eigentlich will er nur dem Würfelspiel frönen, doch wenn es sein muss, greift er auch zur Waffe. Eines Tages kommt er in ein Dorf, in dem zwei Gangsterbanden das Zepter führen. Die beiden Clans haben sich miteinander arrangiert, doch Zatôichi bringt das Gleichgewicht der Kräfte ins Wanken. Gleichzeitig nistet sich mit Gennosuke (Tadanobu Asano, "Ichi the Killer") ein erfahrener Ronin im gleichen Kaff ein. Er sucht einen Job als Leibwächter, um seiner kranken Frau eine Behandlung finanzieren zu können. Und dann ist da noch ein junges Geisha-Schwesternpaar, das sich ebenfalls im Dorf niederlässt und auf Rache an einem der Clanchefs sinnt. Der beschaulichen Gemeinde stehen eine turbulente Zeiten bevor.

Schon in der ersten Szene, als Zatôichi einigen Gaunern Saures gibt, wird klar: Kitano nimmt keine Rücksicht auf Verluste. Die Sache ist ganz schön blutig, allerdings nie brutal: Das Blut ist computergeneriert und sieht daher nicht sehr realistisch aus. Gleichzeitig kommt "Zatôichi" so witzig daher wie keiner der gewalttätigen Kitano-Kracher von "Boiling Point" bis "Brother". Ausserdem wartet der Film mit einigen Überraschungen auf - die grösste davon ist sicher eine gewaltige Tanzeinlage, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben.

Alles in allem ist das der wohl lockerste, leichtfüssigste und spassigste Streifen des Tausendsassa, und gerade das ist vielleicht das einzige Problem: Einige Fans dürften in "Zatôichi" Takeshi Kitanos anspruchsvolle und hintergründige Ader vermissen. Aber was solls? Ein Popcorn-Film des Japaners ist immer noch Welten besser als einer aus den Werkstätten westlicher Videoclip-Regisseure.

04.05.2021

4

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Kommentare

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cineast2001

vor 20 Jahren

Dieser Film ist wieder ein absolutes Meisterwerk von Takeshi"Beat"Kitano und des japanischen Samurai-Films!

Mußte man Anfang des Jahres den amerikanisch/japanischen Schrott "The Last Samurai", mit seiner krankhaften Heroisierung des Samurai-Tums"ertragen und erleiden, wird in diesem Film auch die Schattenseiten des Samurai-Daseins geschildert!
Daneben brilliert der zur Kultregisseur und Darsteller Kitano "Beat" Takeshi!

Exorbitante Kampfszenen(dagegen ist "Kill Bill 1-2"ein unbedeutendes Filmchen!)
die herausragend choreographiert wurden und die wahren Kampftechniken des Schwertkampfes zeigen!

A MUST SEE!!!Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 20 Jahren

Der Filmkritiker schreibt: "Der japanische Tausendsassa präsentiert sich dabei humorvoll wie noch nie. " Etwas übertrieben für einen, der in Japan doch als Comedian gross Karriere gemacht hat. Sonst finde ich die Kritik von Viktor Janosch aber sehr erhellend. Vor allem den Hinweis, dass die Figur des blinden Schwertkämpfers Zatôichi offenbar zum kulturellen Inventar Japans gehört.Mehr anzeigen


colorado7

vor 20 Jahren

ein herrlicher film über die japanische kultur. oft fremd und verwirrend. doch immer faszinierend und poetisch. obwohl ichi blind ist meistert er das leben oft besser als jeder sehende. das blut spritzt digital über die leinwand von stylisch unerreichter qualität. die musikszenen erinnern ab und zu an dancer in the dark. dort spielt auch eine blinde die hauptrolle. ein super film den ich nur weiter empfehlen kann.Mehr anzeigen


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