Instinct USA 1999 – 126min.

Filmkritik

Von guten und von bösen Affen

Sven Schwyn
Filmkritik: Sven Schwyn

Endlich darf Anthony Hopkins mal wieder so richtig den Affen machen und wie ein Geistesgestörter prügeln, morden sogar. Und wieder soll die Psychologie dieses scheinbar kranke Hirn durchleuchten. Nein, es handelt sich (leider) noch nicht um die längst überfällige nächste Runde in Hannibal Lecters Gruselkabinett, sondern lediglich um den Versuch des nicht ganz so phänomenalen Jon Turteltaub, einer nicht ganz so phänomenalen Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.

Da Kritiken zu Filmen mit Anthony Hopkins für gewöhnlich in einer Ode an den Schauspieler enden, möchte ich allen Fans die Details ersparen und gleich vorweg in die Leere des Kinosaals brüllen: Tony, mein Rettungsanker für havarierte Drehbücher, hat es wieder einmal geschafft!

Einen Affenforscher spielt er, Dr. Ethan Powell, der nach einer in Mord endenden Attacke auf Wildhüter irgendwo im afrikanischen Dschungel vor sich hinmodert, bis ihn das State Department zurück in die USA holt. Dort angekommen soll der junge und karrieregeile Psychologe Theo Caulder (Cuba Gooding Jr.) Licht ins Dunkel bringen. Doch dem verwilderten Akademiker nur schon ein Wort zu entlocken, wird zur Zerreissprobe für alle Beteiligten. Wie zu erwarten war, gelingt es Caulder aber dennoch und schon bald übernimmt Powell das Zepter bei den Sitzungen. Dann der obligate Rückschlag und darauf das obligate Happy End.

Ein duchaus spannendes Thema hat sich Jon Turteltaub (Phenomenon, Cool Runnings) als Buchvorlage genommen: Warum wird ein Mensch scheinbar zum Tier, was bewegt einen Professor dazu, mit den Gorillas zu leben und sich so gänzlich von der Zivilisation zu verabschieden? Doch da beginnt es auch schon zu klemmen. Die Schuldigen sind rasch gefunden, die Spannung schwindet und das Ganze verdampft in einer fadenscheinigen Selbsterkenntnisepisode des Herrn Caulder. Diese Masche verfängt nicht mehr, wer an der Schwelle des 21. Jahrhunderts in der ersten Welt lebt, hat sich zwangsläufig ein Schutzpanzerchen gegen solche Frontalangriffe aufgebaut. Wollte Turteltaub also etwas bewegen, müsste er nach Hintertürchen suchen -- und deren gibt es wahrlich genug. Während er einen Film lang von Instinkten palavert, gehen ihm selber ebendiese ab. Schade! Immerhin, mit der Besetzung hat er ins Schwarze getroffen. In einer kleinen aber feinen Rolle taucht Donald Sutherland auf. (Warum, warum nur erscheint dieser Name im Abspann fast eines jeden Filmes mit "Naja"-Nachgeschmack? Muss wohl ein Virus sein.) Gooding Junior schleimt sich besser denn je zwischen allen Steinen hindurch, die andere ihm in den Weg stellen. Doch das wahre Highlight ist eben dieser Anthony Hopkins, unbestrittener Weltmeister der extreme close-ups und Gebieter über einen Augenaufschlag, der mehr sagt als tausend Drehbuchseiten eines Jon Turteltaub.

20.10.2023

2

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

nicht auf hannibal niveau


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