Stimmen aus der Zwischenwelt USA 1999 – 99min.

Filmkritik

Undeutliche Echos guter Ansätze

Filmkritik: Daniel Stapfer

Sensitive Kinder mit Zugang zur Toten- und Geisterwelt haben gerade Konjunktur im Kino. In direkter Konkurrenz zu The Sixth Sense, der 1999 in den USA überraschend zu einem der ganz grossen Kassenschlager avancierte, kommt jetzt auch Stir of Echoes in unsere Kinos. Von den beiden ist letzterer zwar der klar überlegene, aber das heisst noch lange nicht, dass er als gelungen bezeichnet werden kann.

Tom Witzky (Kevin Bacon) ist ein junger, gutaussehender Familienvater mit einer hübschen Frau, einem herzigen Kind und einem breiten Freundes- und Bekanntenkreis. Trotzdem ist er unzufrieden. Sein Leben ist nicht schlecht, aber es ist ihm entschieden zu gewöhnlich. Der betont bodenständige Tom ahnt nicht, dass der Besuch einer ganz gewöhnlichen Freitagabend-Party die plötzliche Wende zum definitiv Ungewöhnlichen und Unheimlichen bringen wird. Aus Spass lässt er sich dort von seiner Schwägerin hypnotisieren - und sieht ab diesem Zeitpunkt seine vertraute Umgebung mit ganz anderen Augen. Schliesslich wird er seinen Garten umgraben und auf die sprichwörtliche Leiche im Keller stossen...

Das sympathische an Stir of Echoes, der auf dem gleichnamigen Richard Matheson-Roman von 1958 basiert, ist, dass er zu keinem Zeitpunkt vorgibt, mehr zu sein, als ein kleiner Horrorfilm, eine einfache Gespenstergeschichte. Und diese ist in vielen Teilen durchaus gelungen erzählt. Geschickt ist hier zum Beispiel die Spukhaus-Tradition mit dem bekannten Motiv der Heimsuchung einer schuldbeladenen Gemeinschaft durch eine Verkörperung eben dieser Schuld verknüpft. Und auch der Versuch, den ganz und gar weltlichen Protagonisten, der später dann durch den urplötzlichen Einbruch übernatürlicher Kräfte aus der Bahn geworfen werden wird, zuerst lebensgeschichtlich und sozial präzise zu verorten, ist natürlich ein lobenswerter.

Allerdings zeigt sich gerade hier schnell einmal, dass Drehbuchautor und Regisseur David Koepp, einem breiteren Publikum allenfalls als Drehbuchautor der "Jurassic Park"-Filme bekannt, bei der Umsetzung solch vielversprechender Ansätze dann doch deutlich überfordert ist. So ist das im Zentrum stehende Pärchen einfach allzu schön, die Krise ihrer Beziehung allzu klischiert und ihre Chicago Blue-Collar-Nachbarschaft allzu idyllisch. Um hier glaubwürdigere Resultate zu erreichen, hätte es eines profilierten Regisseurs mit einer klaren Vision bedurft. Auch dramaturgisch vermag Koepps Drehbuch nicht wirklich zu überzeugen. Zu viele Personen und Handlungsstränge, die eingeführt werden, führen schliesslich nirgendwo hin, und der dramatische Höhepunkt bringt eine enttäuschend banale Auflösung der Geschichte.

Einzelne Sequenzen und Einstellungen in Stir of Echoes sind aber durchaus gelungen. So etwa die Szenen irrer Besessenheit, in denen der früher ach so vernünftige Protagonist gemäss dem grotesken Leitsatz "I'm supposed to dig!" das eigene Haus auseinander zu nehmen beginnt. Entsprechende Elemente in Klassikern wie The Conversation (1974) und Close Encounters of the Third Kind (1977) lassen herzlich grüssen. Und auch die Schlusseinstellung gehört zu diesen gelungenen Momenten: Die Witzkys sind umgezogen, können scheinbar an einen Neuanfang denken. Doch mit gespenstischem Stimmengewirr unterlegte Bilder des kleinen Jake (sensationell gespielt vom siebenjährigen Zachary David Cope) machen deutlich, dass es keinen heilen Ort auf dieser Welt gibt, wohin man fliehen könnte.

07.06.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

coole tune und oneliner "are you scared yet"... tolle baconhorror


commodus

vor 23 Jahren

Guter Film, ich mochte Kevin Bacons Darstellung. Ich finde die Auflösung des Filmes nicht so gut wie die von The Sixth Sense, aber sonst war ich zufrieden. Einige Schocker...


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