Review7. August 2024 Cineman Redaktion
Filmkritik «Longlegs»: Auge in Auge mit dem Serienkiller
Scream Queen Maika Monroe, die sich seit «It Follows» im Horrorgenre etabliert hat, trifft in «Longlegs» auf einen kaum erkennbaren Nicolas Cage. In einem ästhetisch brilliant inszenierten Katz-und-Maus-Spiel jagen sich eine FBI-Agentin und ein unheimlicher Serienmörder.
von Maria Engler
Die frisch gebackene FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe) ist einem unheimlichen Serienkiller auf der Spur. In mehreren Fällen brachten Väter ihre komplette Familie um und begingen dann Selbstmord – am Tatort wurde jedes Mal ein Zettel mit seltsamen Zeichen entdeckt. Harker, die einen sechsten Sinn für Verbrechen zu haben scheint, wird schon bald persönlich vom vermeintlichen Täter kontaktiert.
Ein dunkles Geheimnis und ein starrer Blick in die Kamera: Damit wurde Anthony Perkins in «Psycho» zu einem Fixpunkt der Horrorfilmgeschichte. Dass es auch seinen Sohn Oz Perkins zum Horror zieht, bewies er bereits mit Filmen wie «Die Tochter des Teufels» und «I Am the Pretty Thing That Lives in the House». Mit «Longlegs» , der in den USA von einer aufsehenerregenden Marketingkampagne begleitet wurde, konnte sich der Regisseur und Drehbuchautor mit Maika Monroe und Nicolas Cage nun jede Menge Starpower für seinen stimmungsvollen Horrorthriller sichern.
Es sind vor allem Stimmung und Ästhetik, die «Longlegs» so sehenswert machen. Mit hochgradig ästhetischer und interessanter Kameraarbeit, präzisen Kompositionen und Lichteinsätzen, lebendigen Kulissen und authentischen Kostümen erschafft «Longlegs» grosse Dramatik und eine überzeugende Version der frühen 90er-Jahre, in denen der Film angesiedelt ist. Sowohl äusserlich als auch inhaltlich zieht der Horrorthriller Parallelen zu Klassikern wie «Das Schweigen der Lämmer», «Psycho» oder «Sieben».
Im Zentrum steht eine von Maika Monroe grossartig verkörperte FBI-Agentin, die in «Longlegs» mehr noch als der gesuchte Serienkiller eine vielschichtige Charakterstudie erfährt. Nach aussen kühl und bedacht, lässt sie immer wieder emotionale Wucht durchschimmern, die die Hauptfigur bis zum Ende spannend macht. Gegenpart Nicolas Cage ist hier unter meterdicken Schichten von Make-Up nur schwer zu erkennen, leistet aber trotzdem ganze Arbeit und überzeugt als schwer durchschaubarer Psychopath, dem man unter gar keinen Umständen begegnen möchte.
Dass «Longlegs» trotz all dieser vielversprechenden Zutaten nicht vollends überzeugen kann, liegt an der letztendlich etwas ausufernden Handlung, die auch vor dem Auflösen aller verbleibenden Fragen nicht zurückschreckt. Die Prämisse, die Oz Perkins hier aufbaut, ist zwar recht umständlich, trotzdem hätte der Film von weniger ausführlichen Erklärungen und mehr Vertrauen in die eigene Denkleistung und Fantasie des Publikums profitiert.
3.5 von 5 ★
«Longlegs» ist ab dem 8. August 2024 im Kino zu sehen.
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