News10. Februar 2020

Die Oscar-Gewinner 2020: «Parasite» schafft die Sensation

Die Oscar-Gewinner 2020: «Parasite» schafft die Sensation

Dass Hollywood mit den Academy Awards nicht (mehr) nur sich selbst feiert, bewies die ansonsten eher unspektakuläre 92. Verleihung der Oscars in der Nacht auf den 10. Februar: «Parasite» nahm gleich vier Oscars mit nach Hause, darunter als erster fremdsprachiger Film überhaupt in der Kategorie "Bester Film" – die grossen Studios und Netflix hatten das Nachsehen. Alle Gewinner im Überblick.

Bester Internationaler Film

  • «Corpus Christi» aus Polen
  • «Honeyland» aus Nordmazedonien
  • «Les Misérables»aus Frankreich
  • «Pain and Glory» aus Spanien
  • «Parasite» aus Südkorea

Den Oscar für den besten internationalen Film nahm Regisseur Bong Joon Ho als erster an diesem Abend entgegen – und erklärte in einer späteren Dankesrede, dass er schwer davon ausging, dass es auch der letzte der rund viereinhalbstündigen Zeremonie sein würde. In dieser Kategorie war der südkoreanische Streifen, der als Mischung aus Komödie und Thriller von einer armen Familie erzählt, die sich schleichend Zugang in das Haus einer reichen Familie verschafft, klarer Favorit.

Bester Originaler Song

  • “I Can't Let You Throw Yourself Away” aus «Toy Story 4», Musik und Text von Randy Newman
  • “(I'm Gonna) Love Me Again” aus «Rocketman», Musik von Elton John und Text von Bernie Taupin
  • “I'm Standing With You” aus «Breakthrough», Musik und Text von Diane Warren
  • “Into The Unknown” aus «Frozen II», Musik und Text von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez
  • “Stand Up” aus «Harriet», Musik und Text von Joshuah Brian Campbell und Cynthia Erivo

Elton John, der den Song im Verlauf des Abends auch auf der Bühne performte, gewann mit "(I'm Gonna) Love Me Again" sein zweites Goldmännchen: 1995 gewann er schon einmal für den besten Song mit "Can you feel the Love tonight" in «The Lion King». Für «Rocketman» lieferte er nicht nur Musik, sondern fungierte auch als Produzent.

Bestes adaptiertes Drehbuch

  • «The Irishman» von Steven Zaillian
  • «Jojo Rabbit» von Taika Waititi
  • «Joker» von Todd Phillips & Scott Silver
  • «Little Women» von Greta Gerwig
  • «The Two Popes» von Anthony McCarten

Mit seiner zweiten Nominierung (nach einer Nominierung für den besten Live-Action Kurzfilm «Two Cars, One Night» zusammen mit Ainsley Gardiner) holte sich der neuseeländische Regisseur Taika Waititi ein Goldmännchen. In der Nazi-Satire «Jojo Rabbit» hinterfragt ein vom Nationalsozialismus überzeugter Junge seine Weltsicht, nachdem er herausfindet, dass seine Mutter auf dem Dachboden ein jüdisches Mädchen versteckt hält. Waitit spielt im Film dessen imaginärer Freund, Adolf Hitler. «Jojo Rabbit» ist aktuell noch im Kino zu sehen.

Bestes Originales Drehbuch

  • «Knives Out» von Rian Johnson
  • «Marriage Story» von Noah Baumbach
  • «1917» von Sam Mendes & Krysty Wilson-Cairns
  • «Once upon a Time...in Hollywood» von Quentin Tarantino
  • «Parasite» von Bong Joon Ho & Han Jin Won

Auch hier konnte sich das südkoreanische Drama von Bong Joon Ho (Regie und Drehbuch) durchsetzen. Überraschend ist dies vor allem, da der Film mehrheitlich südkoreanisch gesprochen ist, und die Academy bisher englischsprachigen Filmen klar den Vorrang gab. Bong Joon Ho reagierte dementsprechend überrascht, als er von Spike Lee verlesen wurde.

Nach der Annahme der goldenen Statue zeigte er sich dementsprechend dankbar: Er habe in der Filmschule Werke von Martin Scorsese, der ebenfalls nominiert war, studiert – nur schon neben Sam Mendes, Quentin Tarantino und Scorsese nominiert zu sein, sei eine riesige Ehre. Er schloss mit den Worten, den Oscar am liebsten mit einer Kettensäge durch fünf teilen zu wollen.

Beste Nebendarstellerin

  • Kathy Bates in «Richard Jewell»
  • Laura Dern in «Marriage Story»
  • Scarlett Johansson in «Jojo Rabbit»
  • Florence Pugh in «Little Women»
  • Margot Robbie in «Bombshell»

Anders als ursprünglich erwartet, gingen Netflix-Produktionen wie Martins Scorseses «The Irishman» (10 Nominierungen) oder «The Two Popes» (3 Nominierungen) bei den diesjährigen Verleihungen der Academy Awards leer aus. Laura Dern konnte die Academy mit ihrer Performance als knallharte Anwältin im Netflix-Scheidungsdrama «Marriage Story» jedoch überzeugen – für Dern ist es der erste Oscar, nachdem sie zuvor zwei Mal das Einsehen hatte: 2014 war sie für «Wild» nominiert, 1992 für «Rambling Rose».

Bester Nebendarsteller

  • Tom Hanks in «A Beautiful Day in the Neighborhood»
  • Anthony Hopkins in «The Two Popes»
  • Al Pacino in «The Irishman»
  • Joe Pesci in «The Irishman»
  • Brad Pitt in «Once upon a Time...in Hollywood»

Quentin Tarantinos neuntes Werk «Once upon a Time... in Hollywood» ging mit 10 Nominierungen ins Rennen, konnte sich nebst der Kategorie «Production Design» aber nur in der Kategorie «Bester Nebendarsteller» durchsetzen. Für Brad Pitt ist es die erste Auszeichnung an den Oscars als Schauspieler, nachdem er 2014 als Produzent von «12 Years a Slave» ein Goldmännchen abstauben konnte.

Beste Hauptdarstellerin

  • Cynthia Erivo in «Harriet»
  • Scarlett Johansson in «Marriage Story»
  • Saoirse Ronan in «Little Women»
  • Charlize Theron in «Bombshell»
  • Renée Zellweger in «Judy»

In der Kategorie «Beste Hauptdarstellerin» durfte sich – wenig überraschend – Renée Zellweger über ihren zweiten Oscar freuen. Dies nach einer Auszeichnung als beste Nebendarstellerin in «Cold Mountain». In «Judy», dem Biopic über Judy Garland, verkörpert sie die Schauspiellegende nicht nur mit Bravour, sondern singt Lieder wie «Somewhere over the Rainbow» auch gleich selbst.

Bester Hauptdarsteller

  • Antonio Banderas in «Dolor y gloria»
  • Leonardo DiCaprio in «Once upon a Time...in Hollywood»
  • Adam Driver in «Marriage Story»
  • Joaquin Phoenix in «Joker»
  • Jonathan Pryce in «The Two Popes»

Ebenfalls zu erwarten war Joaquin Phoenix' Auszeichnung als bester Hauptdarsteller: Die erinnerungswürdige Darstellung eines gebrochenen Aussenseiters des 45-Jährigen ist wohl der Hauptgrund, dass «Joker» im vergangenen Jahr einschlug wie eine Bombe. Für Phoenix ist es der erste Oscar, nachdem es für seine Rollen in «Gladiator», «Walk the Line» und «The Master» immer bei einer Nominierung blieb.

Bester Film

  • «Ford v Ferrari»
  • «The Irishman»
  • «Jojo Rabbit»
  • «Joker»
  • «Little Women»
  • «Marriage Story»
  • «1917»
  • «Once upon a Time...in Hollywood»
  • «Parasite»

Die Sensation kam dann kurz vor Schluss des Abends: Zum allerersten Mal überhaupt in der 92-jährigen Geschichte der Academy Awards gewann ein fremdsprachiger Film die Auszeichnung in der Kategorie «Bester Film». Für die Academy ist das ein gewichtiger Schritt, nachdem in den letzten Jahren die Wichtigkeit der Zeremonie generell hinterfragt wurde und Kritik aufkam, dass Hollywood mit den Awards hauptsächlich sich selbst feiere und dabei Minderheiten aussen vor lasse.

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