Kritik17. Juli 2020

Netflix Serienkritik «Cursed - Die Auserwählte»: Das taugt die Neuinterpretation der Artussage

Netflix Serienkritik «Cursed - Die Auserwählte»: Das taugt die Neuinterpretation der Artussage
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Die neue Netflix-Serie basiert auf einem Buch von Tom Wheeler und Frank Miller. Wheeler hat es geschrieben, Miller mit seinen Illustrationen veredelt. Mal wieder nimmt man sich der uralten Geschichte um das Schwert Excalibur an, diesmal jedoch aus einer modernen Perspektive – und mit reichlich Twists, die erst im Verlauf der zehn Folgen dieser Staffel enthüllt werden.

Serienkritik von Peter Osteried

Nimue ist eine junge Frau mit einer besonderen Gabe. Ihr Schicksal ist es, dereinst die Herrin vom See zu werden, die Artus das Schwert Excalibur gibt. Doch jetzt ist sie nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter durch die roten Paladine auf der Flucht. Im Söldner Arthur findet sie einen Partner, der ihr bei ihrer Suche nach Merlin hilft, dem sie das uralte Schwert überreichen will. Sie wird zu einem Symbol des Mutes und der Rebellion gegen den Terror der roten Paladine und den sie gewähren lassenden König Uther.

Die Serie ist vor allem eine Coming-of-Age-Geschichte, die so originell nicht ist.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

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Die Serie ist vor allem eine Coming-of-Age-Geschichte, die so originell nicht ist. Dass sie dennoch ein wenig aus dem Gros ähnlich gelagerter Geschichten hervorsticht, liegt nur daran, dass man sich der Sage von König Artus angenommen hat – und das weit direkter, als es auf den ersten Blick anmutet. Denn die Geschichte wurde so gestaltet, dass die wichtigen Handlungsträger der Artussage alle dabei sind, nur dass man sie nicht gleich als die Figuren erkennt, die sie nun mal sind. Allerdings kann man in den meisten Fällen frühzeitig erahnen, wer nun wer sein soll.

Gustaf Skarsgård erinnert als Merlin manchmal an Captain Jack Sparrow.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Dennoch gehört das zum Reiz von «Cursed - Die Auserwählte». Dass man sich mit den Hintergründen der Geschichte auseinandersetzen und das Wissen aus anderen Adaptionen einfliessen lassen kann. Ebenso funktioniert die Show aber auch, wenn man die Ritter der Tafelrunde nicht alle einzeln aufzählen kann. Man merkt der Geschichte aber schon an, dass sie einem jugendlichen Publikum gefallen will.

Natürlich gibt es eine Liebesgeschichte, und natürlich ist es ein Triangel, bei dem man mitfiebern soll, mit wem Nimue nun zusammenkommt. Aber auch hier gilt: Gerade diese Dreiecksbeziehungen sind in der Jugendunterhaltung alles andere als neu. Im Gegenteil, dieses Storyelement wirkt abgedroschen und ausgelutscht.

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Hauptdarstellerin Katherine Langford ist als Nimue überzeugend. Sie bringt eine Frische und Vitalität in die Geschichte ein, die ihr guttut. Die aus der Serie «13 Reasons Why» bekannte Schauspielerin hat hier eine dankbare Rolle gefunden. Die Rolle Merlins übernimmt Gustaf Skarsgård, einer der Brüder der umtriebigen Skarsgård-Sippe. Sein Merlin ist etwas ungewöhnlicher als sonst. In manchen Momenten erinnert er an Captain Jack Sparrow. Als Anführer der roten Paladine brilliert Peter Mullan, einer der grossen schottischen Charakterdarsteller seiner Generation. Das übrige Ensemble schlägt sich gut.

Zugute halten muss man «Cursed - Die Auserwählte», dass die Serie extrem gut aussieht. Die in England gedrehte Serie macht viel aus dem landschaftlichen Flair. Es gibt Szenen, die das Schöne mit dem Schrecklichen verbinden. Eindrucksvoll ist dabei Peter Mullans erster Auftritt – er wirkt wie ein Mönch, der einen Jungen tröstet, bis die Kamera schwenkt und man realisieren muss, dass es seine Leute sind, die das Dorf des Kindes gerade verheeren.

Bisweilen ist «Cursed - Die Auserwählte» etwas zu glatt, etwas zu schön, etwas zu sauber – mit dem sich langsam steigernden Fantasy-Aspekt kann die Show jedoch punkten. Dies mag im Grunde auch nichts anderes als die Verfilmung eines typischen Romans für junge Erwachsene sein, die Umsetzung ist aber so, dass man kleinere Schwächen verzeiht – und damit solide Unterhaltung.

4 von 5 ★

«Cursed - Die Auserwählte» ist ab sofort auf Netflix verfügbar. Die erste Staffel besteht aus zehn Episoden à 50 bis 60 Minuten.

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