Kritik14. September 2023 Maria Engler
Fantasy Filmfest 2023: «DogMan»: Endlich ein Teil des Rudels!
Luc Besson ist auf den Hund gekommen. In «DogMan» macht er Caleb Landry Jones zum Rudelführer einer verbrecherischen Hundebande, die ihn vor der brutalen Menschheit schützt. Egal, ob Hunde- oder Katzenmensch – diese eindringliche Charakterstudie lässt niemanden kalt.
Fantasy Filmfest 2023: «DogMan»: Endlich ein Teil des Rudels!
Luc Besson | 113 min.
Mitten in der Nacht wird der in Drag gekleidete Doug (Caleb Landry Jones) auf der Strasse aufgegriffen – in seinem Truck sitzen ausserdem seine mehr als 30 Hunde. Auf dem Polizeirevier erzählt er der Therapeutin Evelyn (Jojo T. Gibbs), die seinen Geisteszustand einschätzen soll, seine Lebensgeschichte. Nachdem Doug in seiner Kindheit und Jugend ausschliesslich Gewalt und Ablehnung erfahren hat, lebt er nun zurückgezogen mit einem Rudel Hunde, die er als seine Familie bezeichnet. Doch wer dieser Familie schaden will, muss um sein Leben fürchten.
Dobermänner, Jack Russell Terrier, Schäferhunde, der lebende Wischmop Komondor und mittendrin Caleb Landry Jones als Doug. Der Film hält, was der Titel verspricht, vor allem, wenn der DogMan mit seinem Rudel in inniger Umarmung liegt. Wer Hunde mag, wird «DogMan» mögen, denn hier bevölkern erfreulich lebendige Tiere die Leinwand, wo andere Filmschaffende vielleicht auf sterile Computerwesen gesetzt hätten.
Doch obwohl Hunde hier einen prominenten Platz einnehmen, steht im Mittelpunkt von «DogMan» ein Mensch. Gezeichnet wird ein eindringliches Porträt einer gequälten Seele, das in seiner Grausamkeit stellenweise nur schwer zu ertragen ist. Caleb Landry Jones etabliert sich als absolutes Alphatier dieses Films und liefert eine intensive Performance, gegen die alle anderen Darstellenden, auch aufgrund weitaus geringerer Screentime, nicht ankommen. Eine One-Man(-and-many-Dogs)-Show, die ihresgleichen sucht!
Doch Doug liebt nicht nur Hunde, sondern auch Theater und Verkleidung, insbesondere Crossdressing und Drag. Obwohl die Darstellung von Crossdressing als Zuflucht geschundener Seelen und als Schutzpanzer gegen den Selbsthass problematisch und vorurteilsbehaftet ist, tröstet Jones’ Performance zumindest teilweise über diesen Aspekt hinweg. Sein Drag-Auftritt als Edith Piaf zu «La Foule» ist nicht nur ein Highlight des Films, sondern des gesamten Kinojahres.
Regisseur Luc Besson hat mit der Wahl seines Hauptdarstellers ein gutes Händchen bewiesen, doch diese kann nicht alle Schwächen von «DogMan» verbergen. Die Leidensgeschichte Dougs, die Misshandlungen durch seinen Vater (beeindruckend: Clemens Schick), die stets tränenerfüllten Augen des Geplagten und die wiederkehrende Ablehnung seiner Umwelt driftet mitunter ins Kitschige. Die Übertreibung und maximale Lautstärke der Botschaften des Films wirken einer echten emotionalen Verbindung mitunter entgegen.
Der Mut zur Übertreibung zahlt sich hingegen aus, sobald es um die Hunde geht. Hier ist zwar hin und wieder einiges an Suspension of Disbelief vom Publikum gefragt, aber die verbrecherischen Coups des Rudels sind extrem unterhaltsam. Ob Einbrüche, Einschüchterung von Mafiabossen oder im fulminanten Finale von «DogMan», das sich in Sachen Einfallsreichtum nicht hinter «Kevin - Allein zu Haus» verstecken muss – das Hunderudel überzeugt.
3.5 von 5 ★
«DogMan» startet am 05. Oktober in den Kinos.
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