News3. August 2023 Maria Engler
76. Locarno Film Festival: News und Highlights
Seit gestern läuft das 76. Locarno Film Festival – und natürlich ist auch Cineman wieder vor Ort dabei. Dabei verspricht das diesjährige Festival etwas ganz Besonderes zu werden – wegen des famosen Programms und einiger Stargäste, nicht zuletzt aber auch wegen des SAG-AFTRA Streiks in Hollywood. Wir verraten dir alle Details aus Locarno!
Film-Highlights auf der Piazza
Nur einen Steinwurf vom Lago Maggiore entfernt, ist dies der unumgängliche Treffpunkt und das Herz des Tessiner Festivals. Auf der Piazza Grande mit ihren 8000 gelben Sitzen findet dieses Jahr vom 02. bis zum 12. August ein äusserst vielfältiges Programm statt. Darunter sind zwei Filme, die in Cannes gezeigt wurden: «Anatomie d'une chute» (Gewinner der Goldenen Palme) von Justine Triet und «The Old Oak», der letzte Film von Ken Loach, dessen Spielfilm «I, Daniel Blake» übrigens 2016 den UBS-Publikumspreis gewonnen hatte.
Weitere Film-Highlights sind der Sundance-Hit «Theater Camp», eine skurrile Komödie mit Ben Platt, Quentin Dupieuxs Neuling «Yannick», das düstere Spielfilm-Debüt «Family Portrait» der amerikanischen Regisseurin Lucy Kerr sowie die Europa-Premiere von «Shayda», dem ersten Film der iranisch-australischen Regisseurin Noora Niasari, der von Cate Blanchett produziert wurde.
In einem Interview mit der französischsprachigen Cineman-Redaktion sprach der Künstlerische Leiter des Locarno Film Fesitvals, Giona A. Nazzaro, über das diesjährige Programm: «Wir wollten eine Reihe von Filmen zusammenstellen, die sowohl eine Verantwortung als auch, wenn ich es so ausdrücken darf, eine Form des Volksvergnügens beinhalteten. Das ist eine Lektion, die ich vom italienischen und französischen Kino der 60er und 70er-Jahre gelernt habe. Es gab Autoren, die im sogenannten populären Kino aktiv waren, denen es aber dennoch gelang, Millionen von Menschen anzusprechen.»
Film-Beiträge aus der Schweiz
Auch in diesem Jahr beweisen mehrere Schweizer Produktionen im Programm, dass es dem Schweizer Kino gut geht und es internationale Relevanz besitzt. Im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden tritt «La Voie Royale» von Frédéric Mermoud an, der von dem Aufstieg einer jungen Frau aus einfachen Verhältnissen in akademische Kreise erzählt. Zu den besonders erwarteten Filmen gehört ausserdem «Manga d’Terra», der neuste Film von Basil Da Cunha. Der Film erzählt von einer jungen Mutter, die ihre Kinder zurücklässt, um ihnen ein besseres Leben bieten zu können. In der neuen Stadt angekommen, geben ihr die Frauen aus der Nachbarschaft und die Musik Halt in einem abruschenden Leben.
Giona A. Nazzaro schwärmt über den Regisseur Basil Da Cunha und was er an ihm am meisten bewundert: «Seine Fähigkeit, einen Blick zu haben, der die Komplexität des Lebens aufnimmt und den er in ein Filmprojekt umwandelt, wie in eine Art fast dokumentarische Reflexion über das, was auf der Bühne geschieht und gemacht wird. (...) Dort geschieht etwas Einzigartiges, das er einzufangen weiss und dem er eine Bildmöglichkeit gibt, die beim Publikum den Wunsch weckt, noch mehr davon zu entdecken. (...) Das Kino ist die Kunst des Übergangs. Es berührt mich sehr, dass es Filme wie den von Basil geben kann, die in ihrer eigenen Form diesen Akt des Übergangs annehmen, sogar in der Art und Weise, wie die Bilder gestaltet sind.»
Die Auswirkungen des SAG-AFTRA Streiks
Ende Juli gab das Locarno Film Festival in einer Pressemitteilung zahlreiche Änderungen im Ablauf bekannt, die direkte Auswirkungen des SAG-AFTRA Streiks in den USA sind. Das Filmprogramm des Festivals sei zwar nicht betroffen, sodass alle angekündigten Filme gezeigt werden können, doch einige Stars und PreisträgerInnen hätten ihren Besuch abgesagt.
Der britische Schauspieler Riz Ahmed, der den Davide Campari Excellence Award entgegennehmen sollte, hat seine Teilnahme abgesagt. Der Davide Campari Excellence Award wird seit 2004 an Persönlichkeiten verliehen, die das zeitgenössische Kino geprägt haben. Der Darsteller startete seine steile Filmkarriere mit «Four Lions», setzte sie mit Auftritten in «Nightcrawler» oder «Rogue One: A Star Wars Story» fort, bevor er 2021 eine Oscar-Nominierung für «Sound of Metal» einheimste. Die Weltpremiere von «Dammi» wird jedoch wie geplant stattfinden.
Ebenfalls nicht mehr teilnehmen werden einige Filmschaffende aus «Theater Camp» wie Co-Regisseurin Molly Gordon und die Schauspieler Ben Platt und Noah Galvin. Der Schauspieler Stellan Skarsgård lehnt seinen Leopard Club Award aus Solidarität mit den Streikenden ab, wird aber trotzdem nach Locarno kommen, um seinen Film «What Remains» vorzustellen.
Alle weiteren Infos zum Programm und Preisverleihungen findest du auf der Webseite des Locarno Film Festivals.
You have to sign in to submit comments.
Login & Signup